Die Anfänge
Schon lange bevor es eine organisierte Jugendfeuerwehr in Deutschland gab, befaßte man sich im Kreisfeuerwehrverband Wiesbaden-Stadt eingehend mit der Nachwuchsförderung, die das Ziel hatte, Jugendliche an die Aufgaben des Brandschutzes heranzuführen.
Während man im Kreisverband in der Frage einer Jugendfeuerwehr noch über Altersgrenzen und die Unterstützung bei Unfällen uneins war, hatte das 1850 gegründete Wiesbadener “Pompier-Korps”, die älteste Abteilung der Freiwilligen Feuerwehren in Wiesbaden, sich als erste und auch einzige im Kreisverband mit der Gründung einer Jugendfeuerwehr durchgesetzt. Im Jahre 1890, auf ihrem 40jährigen Stiftungsfest, stellte sie zum ersten Mal ihre Jugendfeuerwehr mit einem Bühnenspiel der Öffentlichkeit vor.
Von Mitgliedern des “Pompier-Korps” wurden in deren Schreiner- und Schlosserwerkstätten extra kleine Löschgeräte für die Jugendfeuerwehr angefertigt. Nachdem man sich über die Ausbildung einig geworden war, wurde Philipp Kimmel zum ersten Ausbilder der Jugendfeuerwehr ernannt.
Oberfeuerwehrmann Philipp Kimmel, der Wachaufseher und Ausbilder der am 1. April 1888 reorganisierten Schuster-Feuerwehr war, erhielt seine Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr Frankfurt. Durch seine schwere Handverletzung bei deinem Dachstuhlbrand in der Kirchgasse für den aktiven Einsatz dienstuntauglich geworden, übernahm Kimmel die Leitung der Jugendfeuerwehr.
Zum 50jährigen Jubiläum des “Pompier-Korps” im Jahre 1900 hatte man der im Festzug mitmarschierenden Jugendfeuerwehr, “mit kleiner Spritze und Schlauchwagen”, neue Uniformen anfertigen lassen. Die Jugendfeuerwehr wurde oft zu besonderen Anlässen, wie z.B. zum Spalierbilden bei Kaiserbesuchen, herangezogen.
Als 1910 das “Pompier-Korps” aus dem aktiven Dienst in der Feuerwehr ausschied, übernahm Karl Hofheinz, Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr an der oberen Platter Straße, die Leitung der Jugendfeuerwehr. Karl Hofheinz war stellvertretender Rektor der Schule auf dem Schulberg und eine markante Persönlichkeit im Wiesbadener Schulleben.
Jugendfeuerwehr im 3. Reich
Die Gleichschaltungspolitik des Nazionalsozialismus machte auch vor der Jugendfeuerwehr nicht Halt. Zum Aufmarsch am 1. Mai 1933 nahm die Parteileitung erstmals Besitz von der Jugendfeuerwehr, die sie in der Folgezeit nicht mehr freigab. Ein SA-Führer und ehemaliger Feuerwehrmann wurde zum Ausbilder Jugendwehr bestimmt.
Schon 1935 äußerten verschiedene Freiwillige Feuerwehren den Wunsch, eine Verbindung mit der Hitlerjugend zu schaffen, denn es gab kaum noch eine Möglichkeit, Nachwuchs für die Freiwilligen Feuerwehren zu erhalten. Durch Verhandlungen mit der “Reichsjugendführung” konnte im Jahre 1938 erreicht werden, daß in zwei Städten, und zwar in Celle und Osnabrück, je eine “Schar-Hitlerjugend-Feuerwehr” aufgestellt wurde. Aufgrund der mit diesen beiden “Versuchsscharen” gemachten Erfahrungen kam es dann am 28. Juni 1939 zwischen dem “Reichsjugendführer” und dem Chef der Deutschen Polizei zu der Vereinbarung, “in allen Luftschutzorten 1. und 2. Ordnung nach Maßgabe des örtlichen Bedarfs, Hilfskräfte aus den Einheiten der Hitlerjugend zur Verfügung zu stellen, die im Feuerlöschdienst ausgebildet werden.”
Das NS-Regime dachte zwar nicht daran, damit für die Feuerwehr eine Nachwuchsorganisation zu schaffen, wie es die Wehren im Sinne gehabt hatten, sondern sah in der HJ-Feuerwehr eine Einsatzreserve für den Luftschutz im Kriegsfall.
Zunächst wurden in Wiesbaden und Wi-Biebrich, später auch in anderen Vororten “HJ-Feuerwehrscharen” aufgestellt. Nach einer entsprechenden Ausbildung wurden die Jungen auf schnelle Einsatzfahrzeuge, die mit Kleinlöschgeräten und Sand beladen waren, oder auf Gruppen-Fahrzeuge verteilt eingesetzt, wo sie Vorzügliches geleistet haben. Unermüdlich waren sie nach jedem Bombenhagel zur Stelle, um die völlig überforderten Feuerwehrmänner im Kampfe gegen das Flammeninferno zu unterstützen. Nach dem Krieg sind viele Mitglieder der “HJ-Feuerwehrschar” in die Freiwillige Feuerwehr oder die Berufsfeuerwehr eingetreten.
Die Entwicklung der Jugendfeuerwehren nach dem Krieg
Als Ende der 50er Jahre im Kreisfeuerwehrverband Wiesbaden die erneute Aufstellung einer Jugendfeuerwehr diskutiert wurde, war der Gedanke gar nicht so selbstverständlich, wie dies heute der Fall ist. Die ältere Generation hatte noch in zu guter persönlicher Erinnerung, wie nur wenige Jahre zuvor die Jugendarbeit praktiziert worden war. Eins stand fest: Sollten Jugendfeuerwehren gegründet werden, durfte unter keinen Umständen eine politische Beeinflussung der Jugendfeuerwehr erfolgen. Mitte der 60er Jahre wurden dann die ersten Jugendfeuerwehren und seit den 70er Jahren auch weibliche Jugendfeuerwehren im Kreisfeuerwehrverband Wiesbaden gegründet.
Die Arbeit mit den Jugendlichen muß selbstverständlich auf deren Interessen eingehen. Deswegen umfaßt die Jugendarbeit bei Jugendfeuerwehren nicht nur die Ausbildung in Brandlehre und Brandbekämpfung, sondern es wird auch eine darüber hinausgehende aktive Freizeitgestaltung angeboten. Da gibt es Zeltlager für Jugendfeuerwehren und es werden Ausflüge und Besichtigungsfahrten unternommen. Außerdem werden jährlich Stadtjugendwettkämpfe ausgetragen. Mehrere Mitglieder der Jugendfeuerwehr des Kreisverbandes konnten dabei die Leistungsspange der Deutschen Jugendfeuerwehr erwerben. Die Jugendfeuerwehr stellt somit einen wichtigen Baustein im Erhalt unserer Freiwilligen Feuerwehren dar.
Für das Hineinwachsen in demokratische Spielregeln und Eigenverantwortung sind die Jahreshauptversammlungen der Jugendfeuerwehren eine gute Übung, in denen die Jugendlichen Berichte über ihre Arbeit erstatten, organisatorische Fragen regeln und ihren eigenen Vorstand, den “Jugendausschuß”, wählen.
Gründung des Stadtjugendfeuerwehrverbandes
Der Stadtjugendfeuerwehrverband Wiesbaden wurde am 15. Januar 1977 gegründet. Anlaß der Gründung eines Verbandes für die Jugendfeuerwehren war die im Jahre 1977 zum Jahresbeginn erfolgte Eingemeindung der östlichen Vororte Auringen, Breckenheim, Delkenheim, Medenbach, Naurod und Nordenstadt. In diesen Gemeinden existierten fünf Jugendfeuerwehren, die das Verbandsleben aus dem Bereich des Main-Taunus-Kreises her kannten und pflegten. Bis dahin bestanden im Stadtkreis Wiesbaden sechs Jugendfeuerwehren; es waren Bierstadt, Frauenstein, Igstadt, Heßloch, Kastel und Kostheim, die vom damaligen Stadtjugendfeuerwehrwart, Herrn Paul-Günter Lind (Igstadt), ohne den Rückhalt eines Verbandes betreut wurden. Die Belange der Jugendfeuerwehren wurden damals vom Kreisfeuerwehrverband Wiesbaden direkt mitvertreten.
Dies sollte sich nun mit der Zusammenführung der elf Jugendfeuerwehren ändern. Die Idee und Planung für die Gründung eines derartigen Verbandes hatten der damlige Stadtbrandinspektor, Herr Herbert Müller (Erbenheim), und der Jugendfeuerwehrwart der Nordenstadter Wehr, Herr Herbert Pflug, als geistige Väter in Angriff genommen. Herr Herbert Pflug bereitete in vielen Gesprächen und Unterredungen die Gründung vor und konnte begeisterungsfähige Mitarbeiter für den Stadtjugendfeuerwehrausschuß gewinnen. In der Gründungsversammlung am 15. Januar 1977, welche im Gemeindezentrum in Nordenstadt stattfand, wurden Herr Herbert Pflug zum Stadtjugendfeuerwehrwart, Herr Heinz Bernhardt II (Naurod) zum stellvertretenden Stadtjugendfeuerwehrwart, Herr Michael Klotz (Bierstadt) zum Kassenwart, Herr Hanns Menne (Auringen) zum Schriftführer sowie die Herren Arnd Etz (Igstadt), Peter Muttke (Mainz-Kastel) und Klaus-Dieter Wahl (Heßloch) zu Beisitzern gewählt.
Herbert Pflug (1977-1982)
Der Beginn der Verbandsarbeit erforderte von allen Beteiligten ein hohes Maß an Engagement, aber mit dem unermüdlichen Herbert Pflug als Motor ging die Aufbauarbeit zugig voran. Noch im gleichen Jahr fanden die ersten Wettkämpfe für die Ausscheidung im Bundeswettkampf in Naurod statt. Im Jahr darauf erfolgte bereits die erste Leistungsspangenabnahme für die Wiesbadener Jugendfeuerwehren in Kastel.
Gemeinsame Großübungen mit allen Jugendfeuerwehren des Stadtkreises und weitere gemeinsame Aktivitäten der Jugendfeuerwehren miteinander festigten die Kameradschaft und dem Zusammenhalt untereinander. Die Stadt Wiesbaden förderte mit der Indienststellung eines eigenen Löschfahrzeugs LF 8 für die Jugendfeuerwehren bereits im Sommer 1977 die Arbeit der Jugendfeuerwehren in besonderem Maße. Nach und nach wurde auch die persönliche Ausrüstung der Jugendlichen vervollständigt, was den Verantwortlichen bei oftmals knappen Kassen schon damals nicht immer leicht gefallen ist. So konnten auch in anderen Vororten die Wehrführungen in den Feuerwehren zur Gründung einer Jugendfeuerwehr überzeugt werden.
In den Jahren 1977 bis 1992 wurden in Erbenheim, Dotzheim, Schierstein, Sonnenberg, Delkenheim, Stadtmitte und Biebrich weitere Jugendfeuerwehren ins Leben gerufen.
Peter Muttke (1982-1987)
Nach fünfjähriger erfolgreicher Arbeit übergab Herbert Pflug das Amt des Stadtjugendfeuerwehrwartes 1982 an Peter Muttke (Mainz-Kastel). Peter Muttke übernahm für die folgenden fünf Jahre die Führung des Verbandes. In diesen Zeitraum fiel auch das 175 jährige Bestehen der Nassauischen Brandversicherungsanstalt in Wiesbaden. Die Versicherung nahm dies zum Anlaß, den Jugendfeuerwehren der Landeshauptstadt ein neues LF 8 zur Verfügung zu stellen, was mit großer Freude aufgenommen wurde. Die Übergabe des Fahrzeuges auf dem Rathausplatz darf als ein Meilenstein in der 20 jährigen Geschichte des Verbandes gelten.
Klaus Lind (1987-1997)
1987 übergab Peter Muttke das Amt an seinen Nachfolger, Klaus Lind (Igstadt). Am 14. Juli 1992 wurde die Jugendordnung für die Jugendfeuerwehren der Landeshauptstadt Wiesbaden vom Magistrat verabschiedet. Rund 350 Jugendliche sind ständig in den Jugendfeuerwehren der Stadt Wiesbaden tätig. Mit Beginn des Jahres 1997 hat Klaus Lind das Amt nach 10 Jahren an einen jüngeren Kollegen, Frank Bauer (Delkenheim), weitergegeben.
Frank Bauer (1997-2004)
Frank Bauer führte die Geschichte des Stadtjugenfeuerwehrverbandes fort. Weiterhin fanden gemeinsame Großübungen, Wettkämpfe und Zeltlager statt. Frank Bauer setzte auch die Beschaffung komplett neuer persönlicher Ausrüstung für die Jugendlichen durch, die numehr alle bundeseinheitlich nach DJF-Aursüstungsrichtline eingekleidet sind. Auch tragen die Jugendfeuerwehrmitglieder seit dem Sicherheitsschuhwerk, was bis heute nicht allerorts selbstverständlich ist. Nach 7 Jahren trat Herr Frank Bauer Ende 2003 von seinem Amt zurück. 2004 wurde dann Sven Bergel (Erbenheim) zum Stadtjugendfeuerwehrwart gewählt.