Internationale Wochen gegen Rassismus 20.03. – 02.04.2023
“Rassismus hat in der Feuerwehr keinen Platz. Wer andere Meinung ist, oder das verharmlosen will, der hat nicht verstanden, was die Feuerwehr ist. In der Feuerwehr helfen Menschen anderen Menschen – ohne Unterschied!” Sebastian Russ, Stadtjugendfeuerwehrwart Wiesbaden
Denise Carver die Fachgebietsleiterin Bildung der Jugendfeuerwehr Wiesbaden erklärt im Interview mit der Deutschen Jugendfeuerwehr, wie Alltagsrassismus wirkt – und was dagegen hilft.
In der Mitgliederzeitschrift der Jugendfeuerwehr – „Lauffeuer“ – habt ihr Rassismus in mehreren Ausgaben als Schwerpunkt gesetzt. Warum ist dir wichtig, das Thema in der Feuerwehr aktiv voranzutreiben?
Aufgrund meiner Hautfarbe bin ich oft mit Alltagsrassismus konfrontiert. Und ich erlebe immer wieder, dass Leute gar nicht verstehen, warum eine Aussage rassistisch ist. Wenn ich zum Beispiel zum x-ten Mal gefragt werde, wo ich herkomme. Nein, nicht aus Wiesbaden, sondern wo ich ‚wirklich‘ herkomme. Ich versuche aufzuklären, warum das für mich eine schwierige Frage ist. Klar, die Leute wollen Interesse zeigen. Aber wenn ich zum tausendsten Mal gefragt werde, macht das etwas mit mir.
Wie fühlst du dich dabei?
Ich bin in den USA geboren und mit einem halben Jahr nach Deutschland gekommen. Ich lebe hier mein ganzes Leben lang, bin durch und durch deutsch. Doch die Fragen geben mir das Gefühl, dass ich anders bin. Ich fühle mich dann nicht ganz richtig, als wäre etwas falsch an mir. Ich bin auch nicht zweisprachig aufgewachsen. Doch alle erwarten, dass ich perfekt Englisch spreche. Ich fühle mich manchmal schlecht, wenn ich diese Erwartung nicht erfülle – und zweifele im schlimmsten Fall an mir.
Welche Erfahrungen machst du bei der Feuerwehr?
Auf unsere Artikel im „Lauffeuer“ habe ich sehr viele positive Rückmeldungen erhalten, viele berichten, dass sie beim Lesen einen Aha-Moment erlebten. Ihnen war vorher gar nicht bewusst, wie Alltagsrassismus wirkt. Einige haben mir Mails geschrieben, andere haben mich direkt angesprochen. Das hat mir gezeigt, dass es richtig war, diese Themen in diesem Rahmen zu behandeln. So macht das
Ganze viel mehr Spaß.
Siehst du die Feuerwehr auf einem guten Weg?
Auf jeden Fall. Klar, sind immer auch ein paar Stoffel dabei. Aber insgesamt ist die Bereitschaft groß, etwas lernen zu wollen. Ich möchte dafür werben, sich aktiver mit dem Thema zu beschäftigten. Und ich möchte aufklären, warum manche Fragen oder Kommentare ungeschickt sind. Auch wenn sie nicht böse gemeint sind, verletzen sie trotzdem.
Wie sind die Reaktionen?
Wenn ich sage, dass eine Aussage rassistisch war, ist die erste Reaktion zu 98 Prozent erst einmal Abwehr. Darum versuche ich im zweiten Schritt direkt, den Druck rauszunehmen und zu erklären, warum das so ist. Wichtig ist mir, solche Gespräche unter vier Augen zu führen, sonst fühlen sich die Betroffenen noch mehr angegriffen. Auf einer Party fange ich solche Gespräche meist gar nicht erst an, weil ich die Leute sowieso nicht wiedersehe. Aber bei der Feuerwehr bin ich regelmäßig.
Wie wichtig sind Aktionen gegen Rassismus?
Sehr wichtig. Das Thema ist nicht einfach abgehakt, sondern muss immer wieder ins Bewusstsein gerufen werden. Dafür bieten die Internationalen Wochen gegen Rassismus einen guten Anlass. Eine Fotoaktion oder die „Parole des Monats“ der hessischen Jugendfeuerwehr sorgen immer wieder dafür, dass das Thema präsent bleibt.
Gemeinsam für Antirassismus in den Jugendfeuerwehren und den Kindergruppen in den Feuerwehren.
Deutsche Jugendfeuerwehr – Antirassismus
Jugendfeuerwehr im Einsatz gegen Rassismus
Positionspapier “Nicht nur löschen, wenn es brennt!”
Flyer “Deutsche Jugendfeuerwehr zeigt Haltung gegen Rassismus”
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